„Eigeninteresse und oder Allgemeinwohl“ Philosophische Fragen mit denen sich David beschäftigte

 

Egoismus rettet die Welt!

   

Trotz seiner Allgegenwärtigkeit in den Wirtschaftswissenschaften, wo der Begriff „Eigeninteresse“ friedlich in einem Satz mit „Allgemeinwohl“ lebt, wird bei jeder Gelegenheit im Alltag zweimal überlegt ihn zu verwenden. Er scheint in unserm Kopf eine Verdrängungsposition zum „Gesamtwohl“ zu halten. Wo Eigen­interesse ist, kann kein Fremdinteresse sein. Jemandem zu unterstellen, er handle „aus purem Eigeninteresse“ ist bereits eine schwerwiegende Anschuldigung, derer man sich stets zu wehren sucht. Bei der Bewertung einer Handlung scheint das Ergebnis an zweiter Stelle zu stehen und wird von der Motivation überschattet. Ist diese verwerflich, vielleicht auch nur weil fälschlicher Weise negativ konnotiert, ist die gesamte Handlung verwerflich, aus. Darum würde wohl öffentlich niemand behaupten, er handle aus Eigeninteresse. Alle handeln sie natürlich „aus Pflicht­gefühl“, „aus Gerechtigkeits­sinn“ und „aus Menschenliebe“. Aber was sind das für Begriffe? Sie haben nun alle gemein, dass sie in Worten enden die nur einem Indi­viduum zugeordnet werden können. Eine Gruppe hat kein Gefühl und kann auch nicht Lieben, ein einzelner Mensch entwickelt jedoch Liebe und den Wunsch nach Gerechtigkeit. Daraus leiten sich Bedürfnisse ab, die ihn, werden sie gestillt, glücklich machen. „Der“ Gerechtigkeits­sinn ist also viel mehr „mein“ Gerech­tigkeits­sinn. Wird er befriedet, macht es mich glücklich. Ist also nicht jeder, der so handelt, dass es ihn Glücklich macht, aus Eigeninteresse motiviert? Ein Egoist geradezu.

 

Man muss hier auch nicht zwischen extrinsischen und intrinsischen Faktoren unterscheiden: Er muss nicht dadurch motiviert sein, dass andere ihn zu seiner Tat beglückwünschen und er mit der gewonnenen Anerkennung sein Geltungs­bedürfnis befriedigt, sondern er befriedigt seinen Gerechtigkeitssinn auch durch Ausführen der Handlung selbst.

 

Wie oft haben wir alle der Toilettenfrau Geld in ihre Schale geworfen, auch wenn weit und breit niemand zu sehen war? Wir Egoisten.

 

Warum verteufeln wir also Eigeninteresse, wo wir es doch eigentlich fördern sollten? Das Problem hier ist, dass möglicherweise Gerechtigkeitssinn, Pflichtgefühl, Men­schen­­­­liebe nicht ausreichend ausgeprägt scheint. Wir fürchten, möglicherweise zu Recht, dass Bedürfnisse, die der Gesell­schaft nicht förderlich sind, zu stark ausgeprägt sind und die förderlichen ver­drängen. Und siehe da, die sieben Tod­sünden sind keinesfalls Handlungen sondern Be­dürfnisse, genauso wie ihr positives Gegenstück, die zwölf Tugenden. Wie die gute Shen Te aus Sezuan schon feststellen musste, kann der Angriffspunkt für das Gemeinwohl also nicht die Ein­schränkung des Eigeninteresses sein und die Adaption von Handlungs­anweisungen („Teile alles was du besitzt“, „Stehle nicht“, „Halte die andere Wange hin“ etc.). Viel mehr sollten es versucht werden, die positiven Tugenden der Menschen auszuprägen. Anstatt ein Kind zu lehren immer alles was es besitzt zu teilen, sollte man ihm die Kunst beibringen, sich an dem Glück anderer zu erfreuen, das Bedürfnis des andern sozusagen zu einem eigenen machen. Lässt man seinem Egoismus dann freuen Lauf, passiert der Rest von selbst: Das Kind wird der Toilettenfrau ihren verdienten Lohn entrichten, aber sichergehen, dass es selbst noch genügend Geld hat um sich das Pausenbrot zu kaufen und ist dazu noch glücklich.

 

Möglicherweise ist dieser Weg in unserer Gesellschaft nicht mehr praktikabel und es muss auf die einfachere Methode der Gesetze und Verteufelung von Eigen­interessen ausgewichen werden. Eleganter wäre sie sicherlich, weil er nicht nur in der Öffentlichkeit wirkt, sondern auch da, wo niemand zusieht. Denn schließlich bringen alle die großen Weinkrüge zur Hochzeit, doch am Ende ist nur Wasser im Fass.

 

 

Das viel zu kurze Leben von David Dell

Erinnerungen
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