Liebe Freunde
Ihr habt sicher alle vom Tod Davids gehört.
David ist am 10.Mai 26 Jahre alt geworden. Wir dachten, er hätte alles, was man für ein glückliches Leben braucht. Er hat an einer sehr guten Universität sein Examen sehr erfolgreich bestanden, und bereitete sich nun auf seine Steuerberaterprüfung vor. Er hatte viele gute Freunde, die er zumeist aus seiner Kindheit kannte. Mit ihnen war er noch am vergangenen Mittwochabend zusammen und - wie uns seine Freunde berichteten - guter Dinge. Man plante gemeinsame Treffen fürs Wochenende und darüber hinaus für den Sommer.
Nach verschiedenen Auslandspraktika
und dem erfolgreichen Studium fiel es ihm nicht leicht, eine Orientierung zwischen seinen Wertvorstellungen und der Realität der Arbeitswelt zu finden. Er verbrachte mehrere Wochen bei seiner
Freundin und später nochmals zwei Wochen mit uns in Südafrika. Danach fand David die
Orientierung und hatte klare Vorstellungen über seine Zukunft. Er wollte die Steuerberaterprüfung absolvieren und anschließend eine eigene Kanzlei eröffnen.
David war ein sehr nachdenklicher junger Mann, der glaubte, die Welt verbessern zu können. Er wollte eine sozialere und gerechtere Welt. Sein exzellentes Examen war ihm eher peinlich – stolz darauf wollte er nicht sein. Er stellte sich immer auf die Seiten der Schwächeren und wollte niemals jemand werden, der seinen Erfolg zur Schau stellt.
Der Gegensatz seiner Ideale zur
Realität der Welt war für David oft schwer erträglich. Es machte ihn traurig, wenn er sah, wie rücksichtslos Menschen miteinander umgingen. Er stellte an sich selbst immer höchste ethische Ansprüche:
Nie hätte er sich bevorteilen lassen oder etwas Ungerechtes getan um sich einen Vorteil zu verschaffen. Er stellte seine Fähigkeiten immer geringer
dar, als sie tatsächlich waren. Er dachte mehr an die Sorgen anderer als an seine eigenen.
Wir waren unendlich Stolz auf
unseren einzigen Sohn, weil er genau die Eigenschaften in sich trug, die Ihn so wertvoll und einzigartig machten. Doch am Freitagmorgen stürzte David, unser über alles geliebter Sohn in den Tod. Für
einen kurzen Moment war ihm die Entscheidung über sein weiteres Leben aus der Hand genommen. Wir sind unendlich traurig und würden alles dafür geben, wenn
David sein Leben weiter leben könnte.
Waltraud und Joachim